Dialog neu gedacht: Inklusive Kunst in Zeiten von Corona
- Kunstseminar „Mischen“ brachte Menschen mit Behinderung und PH-Studierende auf einfallsreiche Weise zusammen
Heidelberg, 11.08.2020. Bereits seit sieben Jahren gibt es die inklusive Seminarreihe „Mischen“ an der Pädagogischen Hochschule (PH) Heidelberg. Menschen mit Behinderung der Lebenshilfe Heidelberg und Studierende machen zusammen Kunst, tauschen sich aus und lernen voneinander. In diesem Jahr war für die Teilnehmenden alles anders. Austausch und künstlerischer Dialog, gemeinsames Erarbeiten neuer Horizonte – und das alles ohne direkten persönlichen Kontakt? Mit viel Elan und neuen Ideen schafften es die auf beiden Seiten beteiligten Pädagoginnen, das Projekt auch in Zeiten von Corona erfolgreich weiterzuführen.
In Unternehmen, für alle Arten von Unterricht und Lehre sowie im privaten Bereich hatte schnell die Nutzung von Videokonferenz-Software Einzug gehalten, als persönliche Treffen aufgrund der Corona-Maßnahmen ausfallen mussten. Da dies jedoch für einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Behinderung keine machbare Option ist, kamen die Seminarleiterinnen auf eine andere Idee: Nach einer Einführung für alle per Video, in dem der Ablauf des gemeinsamen Seminars erläutert wurde, erfolgte der weitere Austausch ganz klassisch per Post.
Hierfür wurden die insgesamt rund fünfzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer, zwanzig davon von der Lebenshilfe, in kleinere Gruppen aufgeteilt. Bereits in den vergangenen Jahren wurde in den Präsenzseminaren ein großer Zettelkasten genutzt für Ideen aller Art. Dieser wurde nun in viele kleine Kästchen aufgeteilt, eines für jeden Teilnehmenden. Darin: Notizzettel, Aufkleber, verschiedene Papiere, Kuverts, Briefmarken und drei bis vier Adressen. Nach dem Kennenlernen der Kleingruppen untereinander durch gegenseitige Fragen und deren möglichst künstlerische Beantwortung, ging es dann direkt weiter mit dem postalischen Dialog zu konkreteren Kunstaufgaben: Rund um Oberbegriffe wie „Wort und Bild“ oder „Essen und Trinken“ übermittelten die Teilnehmenden jeweils einmal pro Woche Aufgaben und Fragen an ihre Gruppengegenüber. Ob künstlerisch gestaltete Postkarten, dreidimensionale Arbeiten aus Pappmaché oder Buntes aus Textil – bei der Ausgestaltung der Antworten waren der Kreativität keine Grenzen gesetzt. In einer virtuellen Ausstellung via Zoom, für die Teilnehmenden der Lebenshilfe in einem großen Raum im Wohnhaus in Heidelberg zusammenkamen, konnten die Ergebnisse zum Abschluss dann noch einmal von allen gemeinsam bewundert werden.
„Gerade für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Behinderung war es ein tolles Erlebnis, in dieser herausfordernden Zeit, in der sich für viele die sozialen Kontakte verändert haben, einmal pro Woche Post zu erhalten, in den Austausch zu gehen und kreativ beschäftigt zu sein“, resümiert die Kunstpädagogin Barbara Schmidt, die die Seminarreihe seitens der Lebenshilfe begleitet. „Schließlich ist es eine der Kernideen der inklusiven Kooperation, dass die Lebenshilfe-Künstler, die zum Großteil in den Heidelberger Werkstätten arbeiten, auch außerhalb des Werkstatt-Kontextes Anerkennung und Wertschätzung erfahren“. Die Seminarreihe soll in jeden Fall im kommenden Semester fortgeführt werden. „Wir hoffen natürlich, dass wir bald wieder zur persönlichen Begegnung zurückfinden, aber mit unserer postalischen Methode sind wir auch für alle anderen Eventualitäten gut gewappnet“, so Schmidt.
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