"Nichts ohne uns über uns!"
Selbstvertretung bei der Lebenshilfe Heidelberg
Selbstvertretung heißt: Menschen mit Behinderung reden und bestimmen mit – in ihrem Wohnumfeld, ihrer beruflichen Beschäftigung, ihrer Freizeit, innerhalb der Lebenshilfe und in der Gesellschaft im Allgemeinen. Schließlich sind sie selbst die Experten für ihr Leben und nur wer selbst eine Beeinträchtigung hat, spricht aus eigener Erfahrung, wenn es um die Interessen von Menschen mit Behinderung geht.
Für die Lebenshilfe Heidelberg ist die Umsetzung von Selbstvertretung daher bereits seit ihrer Gründung ein zentrales Anliegen. In den vergangenen Jahren hat die Lebenshilfe Heidelberg – über den durch die Landesheimmitwirkungsverordnung Baden-Württemberg und die Werkstätten-Mitwirkungsverordnung gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen hinaus – auf verschiedenen Ebenen einiges getan, um die Möglichkeiten der Mitsprache noch weiter auszubauen und voranzutreiben.
Gremien und Initiativen
Die Lebenshilfe Heidelberg trägt dafür Sorge, dass sowohl die Werkstatträte der Heidelberger Werkstätten als auch die Frauenbeauftragte durch gezielte Begleitung von Vertrauenspersonen außerhalb der Werkstatt unterstützt werden. Das hilft ihnen dabei, ihre Rolle so ausfüllen zu können, wie sie gedacht ist: als selbstbewusste und gut informierte Vertretung der Anliegen von Menschen mit Behinderung.
Wie schnell darf ein Ampel-Signal am Fußgängerüberweg vor einem Haus umspringen? Wie soll die Verpflegung aussehen und welche Ideen gibt es für die Freizeitgestaltung? Im Bereich Wohnen übernimmt der mehrköpfige Wohnbeirat die Selbstvertretung der Bewohnerinnen und Bewohner. Die Beiratsmitglieder werden über alle wichtigen Ereignisse, die ihr Wohnhaus oder ihr Wohnumfeld betreffen, informiert und haben ein Mitspracherecht bei vielen wichtigen Entscheidungen.
Ideen sammeln, eigene Wünsche einbringen und Angebote mitentwickeln: Bei den Offenen Hilfen fand – basierend auf einer vorher durchgeführten Kundenzufriedenheitsumfrage – unter dem Motto „Mitreden und mitgestalten“ 2018 erstmals eine Kundenversammlung statt. Begleitet von der neu gegründeten Selbstvertretungsgruppe „Die Mitgestalter“ wird dieses Format nun jährlich durchgeführt.
Erfahren Sie hier im Video aus erster Hand, was "Die Mitgestalter" auf die Beine stellen.
Auch der Beirat der Lebenshilfe Heidelberg, der den Aufsichtsrat und den Vorstand zu übergeordneten Vereinsthemen berät, setzt sich aus Menschen mit und ohne Behinderung zusammen.
Seit März 2008 hat die Stadt Heidelberg einen Beirat für Menschen mit Behinderung (bmb). In ihm wirken auch Menschen mit so genannten Lernschwierigkeiten mit. Die Lebenshilfe Heidelberg unterstützt den Beirat und dessen Geschäftsstelle in ihrer Arbeit.
In der durch die Aktion Mensch geförderten Reihe "Politik inklusiv" vermitteln seit 2017 die Offenen Hilfen der Lebenshilfe Heidelberg gemeinsam mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband in Kooperation mit der Volkshochschule Heidelberg und dem Beirat für Menschen mit Behinderung (bmb) politisches Grundlagenwissen in Leichter bzw. in einfacher Sprache. Damit trägt die Lebenshilfe Heidelberg zur politischen Bildung der Menschen mit Behinderung bei.
Einbindung von Eltern, Betreuern und Angehörigen
In die Arbeit der Lebenshilfe Heidelberg sind auch Eltern und Betreuer intensiv mit eingebunden.
Im Elternbeirat der Kindergärten Pusteblume werden im Dialog alle Themen erörtert, die für Eltern und Kinder wichtig sind. Als Fachleute für ihr Kind bringen sich die Eltern im engen und vertrauensvollen Austausch in den Kindergartenalltag mit ein.
In den Heidelberger Werkstätten wurde 2018 ein Eltern- und Betreuerbeirat ins Leben gerufen, der ergänzend zum Werkstattrat und zur Frauenbeauftragten als weitere Interessenvertretung fungiert. Ziel des neuen Gremiums ist es insbesondere, den Informationsfluss zwischen den Werkstätten und den Eltern bzw. Betreuern zu fördern.
Im Bereich Wohnen übernimmt der Angehörigen- und Betreuerbeirat des Wohnverbunds diese Aufgabe.
Bei den Offenen Hilfen sind Angehörige direkt durch aktive Mitglieder bei den Mitgestaltern vertreten.
Kampagne der Bundesvereinigung: "Selbstvertretung - Na klar."
Die Bundesvereinigung Lebenshilfe macht in einer aktuellen Kampagne deutlich, dass die Selbstvertretung von Menschen mit Behinderung aus drei Gründen wichtig ist: Sie macht persönlich stark. Sie ist wirksam. Und sie ist Demokratie.
Alle Informationen zur Kampagne "Selbstvertretung - Na klar." und zum ersten bundesweiten Selbstvertreter-Kongress in Leipzig gibt es hier.