Die Mitgestalter*innen: Mitreden, vernetzen und neue Ideen umsetzen
Was wünschen sich die Kundinnen und Kunden der Offenen Hilfen? Welche neuen Angebote wären sinnvoll, was kommt gut an, wo gibt es Verbesserungsbedarf, und vor allem: Auf welchem Weg können all diese Anregungen und Rückmeldungen am besten gesammelt und aufgenommen werden? Seit 2018 gibt es dafür bei den Offenen Hilfen einmal im Jahr eine Kundenversammlung, zu der jeder eingeladen ist, der sich einbringen möchte. Im Anschluss an diese erste Versammlung gründete sich die Gruppe der Mitgestalter*innen, die seither alle Fragen und Themen rund um die Angebote der Offenen Hilfen vertiefend weiterverfolgt.
Anders als im Wohnbereich und in der Werkstatt, wo mit dem Heimbeirat und dem Werkstattrat ein gesetzlicher Auftrag zur Mitbestimmung besteht, ist für Offene Hilfen kein solches Gremium vorgesehen. Die Mitgestalter*innen tragen dazu bei, diese Lücke niederschwellig zu schließen. Teilnehmen kann jeder, der sich engagieren möchte, sei es, um die eigenen Bedürfnisse als Nutzerin oder Nutzer auszudrücken, oder um die Sicht von Angehörigen einzubringen. Organisiert und begleitet von Ute Kleeßen von den Offenen Hilfen trifft sich die Gruppe drei- bis viermal im Jahr.
Von Beginn an mit an Bord ist Elke Gallian. Die 52-Jährige arbeitet seit 35 Jahren in der Werkstatt in Heidelberg, war dort bereits als Frauenbeauftragte engagiert und arbeitet zudem als Testleserin beim Büro für Leichte Sprache mit. Seit 2017 nutzt sie zudem das Angebot des ambulant unterstützten Wohnens der Offenen Hilfen. Etwas neuer in der Runde ist Scarlett Rother. Die 25-Jährige hat nach ihrer Autismus-Diagnose an einem inklusiven Gymnasium ihr Abitur gemacht, lebt im Trainingswohnen der Offenen Hilfen und bringt viel Erfahrung im Online-Bereich mit. Diese Erfahrung konnte sie sehr gut einbringen, als sich zu Beginn der Corona-Krise viel dringender als zuvor die Frage stellte, wie die Kommunikation mit neuen Mitteln für alle aufrechterhalten werden kann. „Was für die eine Person barrierefrei ist, kann für eine andere ganz anders aussehen“, erklärt Scarlett Rother, die auch sehr gerne beratend mit dabei war, als die Idee eines Online-Treffs aufkam.
Neben dem Austausch geht es bei diesen Treffen auch darum, einfach Spaß zu haben. „Ich habe mich in die Situation, über Videokonferenz zu sprechen, schnell hineingefunden, und wir haben schon viel ausprobiert, von Glücksrad bis Städteraten“, berichtet Elke Gallian. Nach der Pilotphase soll der Online-Treff auf jeden Fall weiter bestehen bleiben und gegebenenfalls auch mit weiteren Gruppen ausgebaut werden. „Hierfür suchen wir aktuell auch Ehrenamtliche, die unsere Online-Aktivitäten begleiten“, so Ute Kleeßen. Weitere Themen, die in den vergangenen Jahren von den Mitgestalter*innen genauer beleuchtet wurden, waren zum Beispiel auch die Zusammenarbeit mit Assistent*innen und viele Fragen rund um die von den Offenen Hilfen angebotenen Reisen.
Vielfalt und unterschiedliche Ideen aus verschiedenen Blickwinkeln wünscht sich die Gruppe auch in Zukunft. So brachte beispielsweise Scarlett Rother das Thema Gender und persönliche Vielfalt mit in die Gruppe. Angeregt davon wurden aus den Mitgestaltern die Mitgestalter*innen. „Wichtig ist es uns momentan auch, die Perspektive der Angehörigen wieder stärker einzubinden und wir freuen uns sehr, neue Eltern oder Geschwister zu finden, die in Zukunft ihre Ideen einbringen möchten“, so Ute Kleeßen.
Einen Rahmen zum ersten gegenseitigen Kennenlernen gibt es bald: Am 4. Mai findet von 17 bis 19 Uhr die nächste Kundenversammlung der Offenen Hilfen statt. Der Zoom-Link zur Teilnahme wird rechtzeitig auf der Homepage veröffentlicht.
